#reisen
Veröffentlicht: 10.07.2020
Autor: Hans Honold

Eselsgrat, Biancograt und Piz Palü Überschreitung

Hochtouren im Festsaal der Alpen

 

Sitzt man nach getaner Arbeit am Ende der Woche auf der Terrasse der Diavolezza und blickt auf alle Berge und Grate, die man erstiegen hat zurück, fällt es schwer zu glauben, wie perfekt sich hier eine große Tour an die andere reiht. Angefangen beim Piz Morteratsch, den wir nach einer Nacht auf der urgemütlichen Bovalhütte besteigen, über den felsigen Eselsgrat am Piz Roseg und die perfekte Firnschneide des Biancogrates sowie die landschaftlich beeindruckende Überschreitung des Piz Palü bietet diese Tour die gesamte Bandbreite an Bergerfahrungen. Auch die freundliche Bewirtung auf der Tschiervahütte und die wilde und hochgelegene Marco e Rosa werden in Erinnerung bleiben. Insgesamt eine großartige Tourenwoche in einer der schönsten Ecken der Alpen.

 

1. Tag:

Treffpunkt für diese Tour ist an der Talstation der Diavolezza in Pontresina. Von hier fahren wir mit der rhätischen Bahn zum Hotel Morteratsch und steigen von dort aus zur Bovalhütte (2.495 m) auf, wo wir die erste Nacht unserer Hochtourenwoche verbringen.

Gz. 2,5 Std. ▲ 650 m

 

2. Tag:

Über die Hänge gleich hinter der Hütte erreichen wir die Felsen des Piz Morteratsch. Mit leichter, aber schöner Kletterei ins Joch und weiter mit Steigeisen über den Rücken erreichen wir den Gipfel (3.751 m), wo wir eine großartige Aussicht auf den Biancograt und die umliegenden Berge genießen. Wir steigen ab auf den Tschiervagletscher und erreichen die Tschiervahütte (2.573 m), unser heutiges Tagesziel.

Gz. 7 Std. ▲ 1.250 m ▼ 1.180 m

 

3. Tag:

Der berühmte Eselgrat auf den Piz Roseg wartet heute auf uns! Im Dunkeln queren wie den Gletscher unterhalb der Hütte und steigen auf der anderen Seite in leichter Kletterei den Rücken unterhalb des Piz Umur auf, bis wir wieder den Vadrett da Tschierva erreichen. In einem Bogen geht es über den Gletscher und auf die Felsen des La Crasta zu. Anspruchsvolle Kletterei in festem Fels führt auf die Eishänge der Schneekuppe. Über diese und den Grat gelangen wir schließlich auf den Gipfel des Piz Roseg (3.937 m). Je nach Bedingungen und Tagesform sowie in Anbetracht der Anstrengungen des nächsten Tages, kann alternativ die Schneekuppe (3.918 m), der Vorgipfel des Piz Roseg, als Tagesziel definiert werden. Vom Gipfel steigen wir wieder ab zur Hütte.

Gz. 10 Std. ▲ 1.350 m ▼ 1.350 m

 

4. Tag:

Auch heute beginnt der Tag im Dunkeln für uns und wir steigen sehr früh am Morgen über die Hänge des Piz Morteratsch querend und über eine steile Eisflanke in die Fuorcla Prievlusa (3.427 m). Von hier geht es in leichter Kletterei (II) über den Felsgrat zum Beginn des Firngrates, wo der berühmte und oft fotografierte Crast Alva oder Biancograt in der Morgensonne auf uns wartet. Einige steile Passagen erfordern Konzentration, bevor wir am Übergang zu den Gipfelfelsen ein Pause einlegen. Über den Felsgrat mit einigen Passagen im dritten Schwierigkeitsgrat und einer Abseilstelle geht es zum Gipfel des Piz Bernina (4.049 m), den einzigen Viertausenders der Ostalpen. Leichte Kletterei und einige Abseilstellen prägen den Abstieg über die Spalla zur Marco e Rosa Hütte (3.597 m), wo wir die nächste Nacht verbringen.

Gz. 12 Std. ▲ 1.480 m ▼ 450 m

 

5. Tag:

Der Abschluss einer außergewöhnlichen Rundtour steht an: Unterhalb der Bellavista querend erreichen wir die Fuorcla Bellavista und den Beginn des Felsgrates zum Piz Palü. Über diesen Grat geht es in leichter Blockkletterei zum Piz Spinas (3.823 m) und weiter, später im Eis, zum Gipfel des Piz Palü (3.900 m). Der Abstieg erfolgt über den Persgletscher und östlich am Piz Trovat vorbei zur Bergstation der Diavolezza. Von deren Terrasse kann man, bei Kaltgetränk und Brotzeit, alle Gipfel der Woche und die schönsten Grate der Bernina noch einmal sehen. Ein sicher unvergesslicher Anblick und würdiges Ende einer großen Tour! Von der Diavolezza geht es mit der Seilbahn ins Tal, wo wir uns verabschieden.

Gz. 7 Std. ▲ 350 m ▼ 950 m

 

Die Schwierigkeitsbewertung

Für diese Hochtourenwoche verfügst Du über sehr gute Kondition für Gehzeiten von bis zu 12 Stunden und 1.500 Höhenmeter im Aufstieg. Außerdem verfügst Du über umfangreiche Erfahrung im Gehen mit Steigeisen und Pickel bis zu 45° Steilheit und beherrschst den 3. Grad UIAA im Nachstieg mit Bergschuhen und Rucksack.

DIE FAKTEN:

  • Gehzeiten bis 12 Stunden
  • Aufstieg bis 1.500 Höhenmeter
  • Trittsicherheit und Schwindelfreiheit
  • Erfahrung im Klettern mit Steigeisen
  • Erfahrung auf Gletschertouren

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