#reisen
Veröffentlicht: 22.05.2016
Autor: Hans Honold

Haute Route Chamonix - Zermatt

Die Königin der Skitouren

 

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Der Traum eines jeden Skibergsteigers

Wir sind dabei uns einen lange gehegten Traum zu erfüllen, und machen uns daran die Walliser Alpen auf der Originalroute zu durchqueren, von Argentiére nach Zermatt, vom Montblanc zum Matterhorn. Mit von der Partie sind Markus aus der Nähe von München und Hans, der als Bergführer die Bergschule Alpine Welten in der Nähe von Ulm betreibt.


Am ersten Tag

bringt uns die Seilbahn bequem von Argentiére zur 3200m hoch gelegenen Grands Montets. Rechter Hand erhebt sich majestätisch der Montblanc im Morgenlicht, mit 4808m der „Monarch“ und höchster Berg der Alpen. Wir fahren steil ab auf den Argentiére-Gletscher, der schwere Hochtourenrucksack mit fast 14kg ist noch sehr gewöhnungsbedürftig, queren den Gletscher und machen uns an den Aufstieg zum Col du Chardonnet, auf 3323m. Die ungewohnte Höhe macht uns zu schaffen, und das Tempo ist deutlich langsamer als in der Heimat. Im Col angekommen sehen wir uns schon mit der ersten Schlüsselstelle der Tour konfrontier, die 50 Grad steile Rinne hinunter zum Saleina Gletscher. Früher konnte man die Rinne am Seil mit Skiern abfahren, heute jedoch im Zuge der Klimaerwärmung müssen wir mit Steigeisen an den Skischuhen abseilen. Auf dem Gletscher angekommen halten wir uns hoch am Hang und steigen auf zum Fenetre de Saleina und dem Plateau du Trient. Nach einer Pause lassen wir die gleichnamige Trient Hütte rechts liegen und schwingen vorsichtig durch die Gletscherbrüche des Trientgletscher. Einmal müssen wir die Ski noch abschnallen und aufsteigen zum Col des Ecandies. Jetzt können wir die grandiose 1400 Höhenmeter Abfahrt durch das Val d´Arpette hinunter nach Champex genießen. Es ist schon nach vier, und ein langer Tag geht mit der Taxifahrt nach Bourg-St-Pierre zu Ende, wo ein gemütliches kleines Hotel auf uns wartet.


Am nächsten Morgen

brechen wir schon um sechs Uhr auf, das Wetter spielt wieder mit, und Hans will die 1400 Höhenmeter hinauf zur Valsorey- Hütte möglichst bald hinter uns bringen, weil die starke Sonneneinstrahlung die Lawinengefahr im Laufe des Tages ansteigen lässt. Wir gehen hinein ins Valsorey-Tal, zwei kurze Tragepassagen, zwei Steilstufen müssen überwunden werden,  aber die grandiose Landschaft lässt den anstrengenden Aufstieg deutlich leichter erscheinen. Mittags sitzen wir schon vor der Hütte bei einem Teller Nudeln und einem kühlen Bier. Wir können uns nicht sattsehen am sensationellen Panorama und genießen die Frühjahrssonne. Die Hütte ist relativ klein und bis auf den letzten Platz belegt, das Abendessen erstaunlich gut und reichlich, wenn man bedenkt, dass die Hütten der Haute Route ausschliesslich per Hubschrauber beliefert werden.

 

Die Nacht auf 3000m Höhe verläuft ruhig,

und an das frühe Aufstehen sind wir inzwischen gewöhnt, nun folgt eine weitere Schlüsselstelle. Zuerst noch mit Harscheisen und Ski steigen wir um kurz nach sechs in die Südwestflanke des Grand Combin ein. Bald steilt sich das Gelände stark auf, und mehr als 45 Grad zwingen uns zum Einsatz von Steigeisen und Pickel. Der Hang ist sehr hart, der Wind kommt heftig von der Seite und zerrt an unseren Rucksäcken. Wir sind froh, am kurzen Weil gesichert hinter Hans die 350 Höhenmeter hinauf zum Plateau du Couloir zu steigen. Oben angekommen stehen wir im völligen White-out: Sturm und keine zwanzig Meter Sicht, außerdem ist es saukalt. Hans orientiert mit Hilfe des GPS, wir fahren vorsichtig ab, und nach zehn Minuten wird die Sicht zum Glück besser. Wir steigen kurz auf zum Col du Sonadon und haben dann eine unglaubliche Abfahrt vor uns: an den Gletscherbrüchen des Glacier du Mont Durand vorbei geht’s rund 1500 Höhenmeter hinunter in den Talgrund des Otemmagletschers. Von hier sind es nur noch 200 Höhenmeter hinauf zur Chanrion Hütte, wo auf 2462m ein wohlvertientes Kaltgetränk auf uns wartet. Der Wetterbericht für den nächsten Tag verheißt nichts Gutes!


Trotzdem brechen wir am nächsten Morgen auf,

aber Schneetreiben und starker Wind veranlassen Hans für den vierten Tag die etwas leichtere und direktere Variante zu unserem Ziel, der Vignetteshütte wählen. Wir steigen über den gleichmäßig ansteigenden Otemma Gletscher zur Hütte auf, die in atemberaubender Lge mitten in einer Felsflanke liegt. Eine richtige Entscheidung, wie sich im Laufe des Tages erweisen wird. Wind und Schneefall steigern sich zum Schneesturm. Die stärksten Böen versetzen uns seitlich und man kann den anderen  zehn Meter voraus nicht mehr erkennen. Wir sind froh dem dem Sturm in die Hütte zu entkommen. Am Nachmittag bessert sich das Wetter etwas aber es ist noch nicht klar ob wir die Letze, die „Königsetappe vorbei am Matterhorn und hinein nach Zermatt morgen angehen können.


Gespannt schauen wir am nächsten Morgen aus dem Fenster

– das Wetter ist schön und wir können starten. Nach einer kurzen Abfahrt ziehen wir hinauf zum Col de l´Evéque, dann folgt die Abfahrt zum weiten Becken des Glacier d´Arolla – 500 Höhenmeter bei feinstem Pulverschnee und blauem Himmel, ein Traum! Wir überqueren den steilen Pass am Col du Mont Brule, streifen kurz italienischen Boden und steigen schließlich auf zum höchsten Punkt des heutigen Tages, das Col de Valpelline auf 3557 Meter Höhe. Langsam und eindrucksvoll erscheint der Gipfelaufbau des Matterhorns gegen den blauen Himmen und oben angekommen sind wir überwältigt von dem sensationellen Panorama der umliegenden 25 Walliser 4000er. Zermatt ist noch weit und wir schwingen über sulzige Hänge unserem Ziel am Rande des Skigebietes Zermatt entgegen. Direkt am Fuße des Matterhorns gönnen wir uns ein Radler, ein Bier hätte uns wahrscheinlich niedergestreckt. Der Schnee reicht bis nach Zermatt und so ist unser Ziel schnell und einfach erreicht.

 

Das Bier – und noch ein paar mehr – holen wir abends im Hotel Bergfreund bei Rosi nach und feiern unseren Erfolg.
In fünf Tagen haben wir über 100 km und 5800 Höhenmeter zurückgelegt.


Tipp:            Je kleiner der Rucksack, je grösser die Freude....

Hütten auf der Skidurchquerung Haute Route

Skitour Haute Route mit Bergführer

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