Skitouren auf Spitzbergen Ski & Sail in der Arktis
#reisen
Veröffentlicht: 15.05.2017
Autor: Hans Honold
Abenteuer-Skitourentage auf Spitzbergen
Svalbard - zwischen Mitternachtssonne und den 78zigsten Breitengrad
Wenn man von Spitzbergen spricht, denkt man wohl zuerst an die eisige Nordströmung, die Hundekälte, Abgeschiedenheit und Eisbären in einer Umgebung, welche uns auf den ersten Blick unzugänglich erscheint. Doch wie weit darüber hinaus wir uns bewegen von Getriebenheit, die Suche nach dem Abenteuer, die Wege nach dem Neuen… Skitouren in Stille, „Strandwanderungen“ zwischen Eisschollen in einem fast unberührten Ambiente, auf der Jagd nach der bleibenden Szenerie, Erinnerungen an Walrosse, Robben oder Eisbären. Das Gefühl, ein Quäntchen der Natur zugehörig zu sein, und einen Lufthauch von Ausgesetzt- und Unterlegenheit zu atmen. Umgeben von der Polarsonne zwischen dem 74° und 80° Breitengrad, welche ihre Strahlen rund um die Uhr auf uns richtet. Mit dieser bewegten Schilderung begeben wir uns auf unsere Skitourenreise nach Spitzbergen, oder auch Svalbard genannt, der größten norwegischen Insel.
… ein Jahr zuvor
Von den Lofoten zu den Skitouren auf Spitzbergen. Viele verschiedene Skitourenreisen der Ferne liegen hinter uns, ob das Skiterrain um die Lyngen-Halbinsel, das idyllische Skitourenareal in Island zwischen Geysiren und den heißen Quellen der Geothermalgebiete, dem Heli Ski-Abenteuer in den Rocky Mountains oder sogar das heimische Silvretta-Skitourenerlebnis-Gebiet in den Zentral-Alpen. Unsere kleine Gruppe bestehend aus einem festen Wiederholungstäter-Gefüge trifft sich jährlich für einen gemeinsamen Skitourenausflug… Svolvaer/Lofoten: Beim Lachs und Scampi-Abendessen in Svolvaer, - einem kleinen Städtchen in den Lofoten - dem Skitourenmekka für Skitourengänger aller Art -philosophieren wir über das Tourenziel für den kommenden Winter. Die Entscheidung fällt relativ zügig, das Tourenziel für das kommende Jahr steht fest – Spitzbergen.
…im Frühjahr, ein Jahr darauf…
Mit dem Rucksack und der Skitourenausrüstung unter dem Arm, stehen wir am Taxistand vor dem Flughafen in Longyearbyen, was auch gleichzeitig das administrative Zentrum von Spitzbergen ist. Die mitternächtliche Polarsonne, spiegelt ihre Farben auf dem Wasser des Isfjord und während wir auf das Taxi warten, setzen wir bei 15 Grad unter null, die Sonnenbrillen auf. Es ist nachts um 01:30 Uhr. Eine bezaubernde Stimmungskulisse, mit vereinzelt winzigen Eiswolken am Himmel – Am liebsten könnte die erste Skitour, direkt vom Flughafen aus beginnen…(dachten wir uns laut in unserer Reiseeuphorie)
Das Guesthouse 102, ca. 2 km südlich von Longyearbyen, ist unsere Unterkunft für die kommenden 2 Tage. Wir entladen unser Skireisegepäck, beziehen die Zimmer, und legen das Skimaterial für den kommenden Morgen bereit, so dass wir nur noch die Felle auf die Ski kleben und unmittelbar nach dem Frühstück in unser erstes Skitourenerlebnis auf Svalbard eintauchen können. Müde und Erschöpft - ziehen wir die Jalousie vor die Fenster und begeben uns in die Traumwelt Spitzbergens…
Skitour zum Trollsteinen vs. Trollsteinenburger
Longyearbyen, Sonnig,-15° C, leichte Brise aus Ost
Direkt vom Guesthouse 102, starten wir zu unserer ersten Skitour auf Spitzbergen. Überwältigt und erstaunt von den imposanten Eindrücken in dieser einmaligen Naturkulisse, mit seinen verschiedenen Farbspielen in Fels und Eis. Unser heutiges Tourenziel ist der Trollsteinen (850m), mit einem bezaubernden Blick über die Flanken und Taleinschnitte in Richtung Longyearbyen. Bevor wir die letzten Meter zu Fuß empor zum Gipfel steigen, bereiten wir die Ski zur Abfahrt vor. Eine interessante Skiabfahrt durch die nordseitig gelegene Schlucht, bringt uns ohne zusätzliches Schieben direkt wieder vor die Unterkunft. Mit einem dicken Grinsen sitzen wir beim Abendessen und verspeisen den gleichnamigen Trollsteinen-Burger.
Nordenskioldfjellet, Powderabfahrt & Eisbärmuseum
Longyearbyen, Leicht bewölkt,-12° C, leichte Brise aus Ost
Die folgenden Tage bevor es auf das Schiff geht, verbringen wir damit, unsere Skitourenziele an den Bergen um Longyearbyen aufgrund der aktuellen Wetterbedingungen auszusuchen... Direkt von unserem Guesthouse steuern wir die unterschiedlichen Gipfel an, die Möglichkeiten sind vielseitig und für jede Hangexposition gibt es mögliche Auf- und Abfahrtsvarianten. Wir haben uns am heutigen Tag für die Besteigung zum Nordenskioldfjellet (1051m), der höchsten Erhebung um Longyearbyen entschieden. Dabei steigen wir, über einen gigantischen Höhenrücken mit Blick auf die weitliegenden Ausläufer des Isfjordes, sowie der benachbarten russisch / georgischen Stadt Barentsburg auf. Die 700m Abfahrt über die weitgezogene Ostflanke des Nordenskioldfjellet ist ein gigantisches Erlebnis, Super Powder, Super Schwünge, einfach ein Wahnsinns Ambiente mit einer göttlichen, eisigen Atmosphäre… Am Nachmittag nehmen wir uns die Zeit um unseren Aufenthalt in der 2500 Einwohner-Stadt Longyearbyen mit verschiedenen Kulturstätten, Museen und Cafés verbringen zu können. Besonders interessant ist u.a. das Eisbärmuseum, sowie die Bergbaugeschichte der vergangenen hundert Jahre.
Ski & Sail – Es geht los | Verpflegung
Am Nachmittag des Vierten Tag ist es soweit, wir verlegen auf unser Schiff für die kommenden 7 Tage. Voller Motivation und Vorfreude verladen wir unsere Skiausrüstung im Hafen von Longyearbyen, singen von Rod Stewart den Klassiker „ I´m Sailing“, lassen unsere Lippen, pfeifend gegen den Wind wellen und knipsen die letzten Fotos vom Hafengelände. Auch an diesem Tag ist eine beeindruckende Wetterstimmung, was uns schon jetzt ein Gefühl von Seemännern oder vielleicht von Wikingern verleiht… Die Crew aus Holland besteht aus vier Leuten, sowie Chris, der als Expeditionsleiter die Tour begleitet. Zusammen werden wir ab dem ersten Moment sehr herzlich und familiär empfangen, was uns sofort ein angenehmes Urlaubsgefühl vermittelt. Nach einer kurzen Einweisung in die Gepflogenheiten, sowie in die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Schiff, sitzen wir zu Tisch und genießen die Wahnsinns Gute Küche. Ob frischer Lachs, Scampi - Gerichte, Rentierfleisch, Lamm oder für die Vegetarier eine bezaubernde Gemüse / Obst Variationsküche. Bei unseren täglichen 3 Gänge Abendmenüs bleibt wohl kein Gaumen trocken – selbst bei den diversen Trockenen Weinen aus aller Welt. Die Speisen vor und nach unseren Touren sind sensationell und überausreichend und schließt alles ein, was ein Herz begehrt. Mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht, haben wir schon intern Wetten abgeschlossen, ob die Skitouren die ganzen Kalorien verbrennen, welche wir hier täglich zu uns nehmen… Nun heißt es: Anker lichten, Segel setzen, Sonnenbrillen auf und unsere Ski & Sail Reise kann beginnen… Die erste Ankerlagestätte sollte in einer Bucht im nördlichen Isfjord sein…
Skitourenversuch vom Boot | Eisbären Scan
Die Anlandung vom Schiff an das Festland, bleibt für jeden Tag ein besonderes Abenteuer. Als erstes scannen wir mit dem Feldstecher die Küste ab, nach Eisbären bzw. frischen Eisbärenspuren… und während dessen ertönt eine Stimme: „Hey schaut mal!“, wird über Deck gerufen. „Ja, tatsächlich er dürfte keine 500m von unserem Schiff entfernt sein!“.Ein junger Eisbär kugelt sich auf dem Eis, streckt seine Pfoten gegen den Himmel, lässt die Sonnenstrahlen auf seine Kopf fallen, dreht sich erneut, und beginnt seine Abendgymnastikübungen erneut. So beeindruckend wie sich dieses Schauspiel für uns bietet, bedeutet es: den geplanten Ankerplatz aufzugeben, und mind. 1 Stunde weiter in die nächste Bucht zu verlegen um dort vor Anker zu gehen. In den Abendstunden tauschen wir die Fotos hin und her, und lassen wohl jeden in dem Glauben, das er oder sie das beste und schönste Foto von dem wilden Eisbären zu haben scheint… Chris als alter Polarfuchs, füllt den Abend mit vielen Anekdoten aus seiner 30jährigen Erfahrung mit Eisbären und rundet damit den ersten Abend hervorragend ab. Die Nacht bleibt ruhig.
Vom Spurenleser zum Pfadfinder – Schwedischer Mauser
Nach dem üblichen Ab Scannen der Küste, verladen wir die Skiausrüstung auf das Zodiac, dem kleinen Schlauchboot, das uns täglich an Land bringt. Nach einer geeigneten Anlegestelle, laden wir unseren „Schwedischen Mauser“ fertig, um der Eisbärengefahr entgegen zu wirken und bewachen die vor uns liegende Küste, bis wir auf Skitour gehen können. Die Gruppe bleibt eng bei einander und ist sensibilisiert auf die Gefahr mit den Eisbären. Nach mittlerweile einiger Spurerfahrung, erkennen wir den Unterschied zwischen Rentier-, Fuchs- und Eisbärenspuren. Auch an diesem Tag brechen wir eine Tour ab, aufgrund einer frischen Eisbärspur. Notgedrungen, verlegen wieder zurück aufs Schiff und fahren einige Kilometer weiter an der Küste entlang. Ein neuer Versuch… diesmal ohne frische Eisbärspuren, wir ziehen unsere Spuranlage durch den frischen Schnee auf verschiedene Gipfel, nutzen die für uns besten Schneebedingungen für Abfahrten durch Couleurs, Rinnen und Tiefschneehänge. Es bleibt einfach beeindruckend dieses ständige Abenteuergefühl, welches sich ausbreitet auf diesen unberührten Skitouren – einfach überwältigend und einzigartig…
Prins Karls Forland | Skitouren - Impressionen in unberührter Natur
Skitourentag mit Walross Panorama
Das Prins Karls Forland ist eine Insel von ca. 86 km Länge und 11 km Breite an der Westküste von Svalbard (Spitzbergen), es ist komplett unbewohnt, und ein Schiff verirrt sich kaum hierher. Schon allein aufgrund der Wassertiefe, haben große Schiffe hier wenig Möglichkeit zu ankern. Eine besondere Einsamkeit macht sich breit und bereitet uns für die nächsten drei Tage unvergessliche Skitourenerlebnisse. Im Kern dieser Insel erheben sich die Berge bis 1000m und bieten einem Blick zu beiden Seiten zum Meer, einfach ein Skitourenerlebnis der Superlative. An einigen Stellen zwischen Festland und der - Prins Karls Forland - Insel können wir uns leise und schleichend an ein Walross Rudel anschleichen um diese bis 1,5 Tonnen Giganten aus einer guten Sicherheits-Entfernung von 30m in der Abendsonne zu beobachten. Zusammen gekauert auf einem Fleck liegen diese zentnerschweren Geschöpfe vollgefressen auf dem Eis. Ab und zu bewegt sich die eine oder andere Flosse in die Luft, dazwischen schimmern ihre riesengroßen Stoßzähne – man bekommt ein Gefühl, das eine Walrossfamilie Strandurlaub auf Spitzbergen macht. Kein Fotoapparat bleibt ruhig…
Das Schiff & Seine Crew
Aris der Kapitän, sowie seine bestehende Crew ist motiviert und bietet uns einen möglichst idealen Rahmen für unsere täglichen Skitourenunternehmungen. Aufgrund der 24 Stunden scheinenden Sonne richtet sich die Crew, nach uns und den Wetterbedingungen, so dass wir zu keiner Zeit gezwungen sind, einige Stunden früher oder später das Schiff zu verlassen, um die optimalen Wetterbedingungen nutzen zu können. Das Boot hat ein absolut gemütliches Flair, das Wasser auf dem Schiff ist trinkbar und es besteht zu jeder Tageszeit die Möglichkeit die Duschen zu nutzen. Die Kabinen sind gemütlich und für zwei Personen belegt. Weiterhin bietet das Schiff Platz sich an die ein oder andere Stelle sich zurückzuziehen um ein paar Minuten die Natur bzw. die Umgebung für sich nutzen zu können. Abspannen und Relaxen. Wenn der Wind es zulässt, können die Segel gehisst werden, und wir greifen alle mit an, um auch ein Seefahrer Gefühl auf dieser Abenteuerreise zu empfinden.
Skitouren in Spitzbergen - Fazit und Ausblick
Der letzte Tag vor dem Heimflug lässt schon mal das Auge etwas wässrig und emotional wirken… „Sind die Tage schon vorbei…“ schauen wir uns fragend an… Diese besondere Art dieser Skitourenreise zu beschreiben, fällt etwas schwierig, und möge wohl treffender sein, Fridtjof Nansen das Wort zu gebühren, dessen Beschreibung von Spitzbergen in Kurzform wie folgt erklingt: »Die Natur, stark und wild, ist wie eine alte, in Schnee gemeißelte Sage, die manchmal in so feiner und zarter Stimmung ist wie ein Gedicht. Aber die Natur ist auch wie kalter Stahl, in dem sich das Licht der Farben im Licht der Sonne spiegelt. – Fridtjof Nansen, 1861 – 1930, norwegischer Polarforscher – Obwohl für die Charakteristik dieser unterschiedlichen Skitourenfernreisen ein schwieriger Vergleich gezogen werden könnte. Weißt wohl jeder Ort ein besonderes Empfinden für sich auf. Ob Lyngen, Lofoten, Island oder Spitzbergen… Mögliche Anschlussreisetourenziele sind: Skitouren in Grönland, Südamerika oder sogar in Japan.Vielen Dank an alle Mitreisenden, sowie an Alpine Welten für die Organisation, es war einfach gigantisch!
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