#reisen
Veröffentlicht: 30.07.2018
Autor: Benedikt Fritz

Wandern rund um den Königssee zum Watzmann

Wer sind wir und was treibt uns an?

 

Die 6-Tagestour um den Königssee von Schönau zum Watzmann ist bereits meine 3. Tour mit Alpine Welten. Nach der dreitägigen Wanderung zur Zugspitze (2017) und dem Klettersteigkurs in der Alpspitzferrata (2018) kumulierte sämtliches Wissen und Fähigkeiten, die ich mir in den ersten beiden Aktionen angeeignet habe, in dieser Rundwanderung. Die Tourbeschreibung bei Alpine Welten versprach ein stetiges Auf und Ab an Höhenmetern von Hütte zu Hütte und klang leichter als die Realität dann zeigte. Für Heidrun, mit der ich schon die ersten beiden Touren bewältigte, und mich erschien es eher entspannt. In Vorfreude auf die 'Best week of the year' buchten wir für uns drei Watzmanngirls, zu der Andrea aus Halle gehörte, jene Tour.

Zwei Wochen vorher begann ich den Wetterbericht zu konsultieren. In den Alpen gab es noch im Mai einen Wintereinbruch. Der Winter insgesamt  war sehr schneereich, und viele Lawinen gingen auch im Berchtesgadener Land ab. Zudem meldeten die Hütten Verzug, manche konnte man nur mit Winterausrüstung erreichen. Aber der Wetterbericht für unsere Woche schien perfekt. Sollten wir tatsächlich mal Glück haben und die Sonne sollte jeden Tag scheinen? In Deutschland sollte es die heißeste Woche des Jahres werden. Auch schickte Alpine Welten keine Absage oder Alternativvariante, so dass wir davon ausgehen konnten, dass unsere Pläne aufgehen sollten. Das einzige, was sich ständig änderte, war der Bergführer. Am Ende führte uns dann der coole Hans Beggel. Zu unserer 9-köpfigen Truppe gehörten neben uns drei Frauen vier Herren aus dem Sauerland - Nachbarschaftsfreunde und ein junger Landwirt aus Meck-Pom.

 

Die Gruppe vor dem Watzmannhaus

 

Aller Anfang ist schwer

Die Reise begann an einem Montag mit einer Bootsfahrt über den Königsee nach Kessel. Ein letztes Mal in der Zivilisation unter Touris, die nicht viel mit Laufen am Hut hatten. Wir verabschiedeten uns vom Stress und Treiben, Handyempfang und ständigem Imstromstehen für sechs Tage pures Abenteuer in unberechenbarer, idyllischer Natur. Nachdem ich merkte, dass das Handy verstummte, stellte ich es ganz aus. Fotos schoss ich mit meinem kleinen Fotoapparat. Für manch einen eine Wissenschaft, weil man nicht mehr weiß, wie man so was bedient ohne Touchscreen. Ich habe damit die schönsten, wenn auch nicht immer perfekten Fotos gemacht.
Die Tour führte über Gotzenalmhütte, Wasseralmhütte, Kärlinger Haus am Funtensee, Kührointalmhütte und letztendlich dem neu renovierten Watzmannhaus, umfasste 67 km und ca. 5000 Hm nach oben und unten.

Die ersten Schritte in einer neuen Umgebung

Die erste Etappe der Tour de Watzmann ging durch Wald und Wiesen über 1100 Hm, die wir gleich am ersten Tag zurücklegen mussten. Bis auf einen sehr sehr steilen Weg, fast schon Straße, gab es keine großartigen Herausforderungen. Nur dass man zwischendurch nicht einkehren konnte, was für fast die gesamte Tour ein kleiner Mangel ist. Das heißt nämlich viel Wasser tragen und ein paar Kilos mehr auf dem Buckel.

Auf der Gotzenalm wurden wir auf 4-Bettzimmern einquartiert, ein Vorteil, wenn man bei Alpine Welten bucht. Man entkommt, wenn möglich den Lagerquartieren. Oder wir hatten einfach Glück mit unserem Bergführer Hans, der seinen Charme bei den Hüttenwirtinnen spielen ließ. Nur auf der Wasseralm schliefen wir auf dem Lager, dort auch nicht anders möglich. 70 Leute auf der Bude, die Betten sehr eng. Nur mit Hilfe von dem dort gebrannten Meisterwurz und leckerer Minestrone war es uns irgendwie möglich, auf oder in das Lager zu 'klettern'. Obwohl alles so eng und unbequem war, verlief die Nacht doch relativ ruhig. Ich konnte trotz meines leichten Schlafes bis 6 Uhr durchschlafen, dank Ohropax und Meisterwurz. Anders dann in den folgenden Hütten, deren Ausstattung schon fast an Hotel erinnerte. Das Watzmannhaus war noch nicht ganz fertig, es fehlten noch Kleinigkeiten wie Spiegel und Lampen. Dennoch taten die Hüttenwirte alles dafür, dass wir uns wohlfühlten und wir uns für die nächste Etappe gut erholen konnten. Das Essen war reichlich, der Schnaps hat geschmeckt, die Betten waren bequem. Lediglich das Kärlinger Haus hatte ein Problem mit der Kläranlage. WCs konnten nicht benutzt werden und deshalb wurden zwei Plumsklos für alle aufgestellt. Ich meine, etwas ungünstig - gleich gegenüber der Terrasse, auf der die Wanderer ihr Bier und Essen genießen wollten...

Der heißeste Tag des Jahres

Die Wanderroute selbst wäre für mich allein bereits an der Gotzenalm zu Ende gewesen. Dort stand ein großes Warnschild: Wegsperrung zur Wasseralm. Ein Felsabgang im Winter hat eine ganze Brücke mitgerissen. Es wurde an deren Stelle ein Seil gespannt und mit Hans' Hilfe schafften wir es alle, sicher auf die andere Seite zu kommen. Herr Bergführer, Herr Bergführer, wie tief ist das Wasser? - Gar nicht schlimm, ich helfe euch rüberzukommen. Die kürzeste Tour zur Wasseralm, die laut Beschilderung nur 3 Stunden dauern sollte, entpuppte sich als sehr anspruchsvoll. Es ging über Stock und Stein, über umgestürzte Bäume, Schneefelder... plötzlich machte es hinter mir blubb und Andrea stand bis zum Bauchnabel im Schnee. Nichtsdestotrotz haben wir eine atemberaubende Aussicht auf den Königsee genießen dürfen, auch wenn wir insgesamt 5 statt 3 Stunden für dieses leichte Einlaufen benötigten. Die Sonne schien, wir schwitzen auch an den folgenden Tagen wie in der Hölle. Am heißesten Tag des Jahres, an dem meine Familie in Berlin bei 40 Grad Blut und Wasser schwitzte, wanderte ich zum kältesten Punkt des Landes, zum Funtensee auf 1638 m Höhe. Auch  diese Route erforderte höchste Konzentration. Der rote Weg war eher dunkelrot, weil er nach dem Winter noch nicht wieder richtig hergestellt werden konnte. Alte Lawinenabgänge und Muränen, kaputte Treppenstufen machten es schwer, zügig voranzukommen. Zwischendurch wurden aber Pausen an wunderschönen Plätzen, an urigen Bergseen gemacht, in die wir auch schon mal reinsprangen. Es war ja wie gesagt auch hier der heißeste Tag des Sommers. In der Reisebeschreibung stand: 'Für Hartgesottene ist ein Sprung in den Funtensee ein Muss.' Also in diesem Jahr musste man nicht hartgesotten sein. Am Funtensee erfüllte sich endlich ein Traum, den ich schon vor zwei Jahren hatte: Endlich habe ich ein Murmeltier zu Gesicht bekommen, beziehungsweise ihr Pfeifen gehört. Wie süß.

Der längste Tag

Die längste Tour von insgesamt 22 km ging vom Kärlinger Haus die Saugasse 1000 Hm hinunter nach St. Bartholomä, den schwarzen Rinnkendelsteig 800 Hm hinauf zur Kührointalm. Der Zustand der 'Pisten' hat sich auch hier nicht groß geändert. Erschwerend kam das heiße Wetter hinzu. Belohnt wurden wir mit einer fantastischen Aussicht auf eine atemberaubende Landschaft, den Ausblick auf die Königsetappe zum Watzmann am nächsten Tag. Auf der Kührointalm erlebten wir fast die Geburt eines Kalbes mit. Ich fühlte mich wie auf Heidis Alm. Und ganz da oben auf dem Berg winkte schon das Watzmannhaus. Zwei Stunden bis dorthin!? Niemals!!! Das Gebimmel der Kuhglocken trieb uns aus die Betten. Gut gestärkt ging es hinauf zum Hocheck auf 2652 m. Unser schweres Gepäck ließen wir im Watzmannhaus. Mir wurde ein bisschen bange - den gleichen Weg müssen wir wieder zurück. Wie soll das gehen? Ich wurde ganz still und entschied, ich gehe den Weg bis zum Mittelkreuz, dem eigentlichen Watzmann nicht mit. Stattdessen genoss ich die wundervolle Aussicht vom Hocheck, fotografierte und stellte mich schon seelisch und moralisch auf den 'Abgang' ein. Heidrun war die Einzige, die mit Hans innerhalb einer Stunde den Gipfel erstürmte. Der Rest hatte dann doch Respekt und hielt sich an die Warnhinweise. Und auch den Abstieg zum Watzmannhaus bewältigte ich dank Hans' Hilfe und Motivation und dem Klettersteigkurs im vergangenen Jahr. Da ist dann noch einiges hängen geblieben, was uns Hansi Stöckl beibrachte. Danke Hansi.

Fazit

Überhaupt möchte ich an dieser Stelle eine Lanze brechen für die tolle Organisation, die Erfahrungen der Bergführer, die Motivation, Engagement und Flexibilität, mit der Hans in diesem Jahr uns Flachlandtiroler und 'Stolperer' durch die Berge geführt hat. Es fiel mir in diesem Jahr ganz besonders schwer, Abschied zu nehmen, weil diese Woche auch ganz besonders war: Es hat nicht einmal geregnet, ich habe keine Verletzung mitgenommen, wie in den vergangenen Jahren. Das hat es zu einem unvergesslichen und aufregenden, wenn auch manchmal anstrengenden Erlebnis gemacht. Und ich freue mich schon riesig auf die nächste 'Best week of the year' im nächsten Jahr hoffentlich wieder mit Alpine Welten.

Was brauche ich um diese Tour zu bewältigen?

Für diese geführte Wanderung am Königsse und Watzmann im Nationalpark Berchtesgaden solltest Du als Bergwanderer über eine entsprechende Kondition für Gehzeiten bis 7 Stunden verfügen. Die Aufstiege der Wanderwoche in Berchtesgaden betragen maximal 1.300 Höhenmeter am Tag. Die durchschnittliche Geschwindigkeit im Aufstieg beträgt beim Wandern 300 Höhenmeter pro Stunde. Es sind auf dem zweiten Abschnitt vom Königsse zum Watzmann einige Ausgesetzte, versicherte oder absturzgefährdete Stellen zu erwarten. Diese sind mit Drahtseilen, Stufen und Geländern gut versichert, erfordern jedoch Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.

 

Mäßige Alpine Erfahrung | Mittlere alpine Unternehmung

  • Mittelschwere & Schwere Bergwege ROT & SCHWARZ
  • Gute Kondition für Bergwanderungen mit 7 Stunden Gehzeit
  • Bis 1.200 Hm im Aufstieg / bis 1.300 Hm im Abstieg
  • Mäßige Ernsthaftigkeit / Gefährdung
  • Erfahrung Bergwandern
  • Trittischerheit und Schwindelfreiheit

Cookie Einstellungen

Wir setzen automatisiert nur technisch notwendige Cookies, deren Daten von uns nicht weitergegeben werden und ausschließlich zur Bereitstellung der Funktionalität dieser Seite dienen.

Außerdem verwenden wir Cookies, die Dein Verhalten beim Besuch der Webseiten messen, um das Interesse unserer Besucher besser kennen zu lernen. Wir erheben dabei nur pseudonyme Daten, eine Identifikation Deiner Person erfolgt nicht.

Weitere Informationen findest Du in unserer Datenschutzerklärung.